bio.inspecta-Kontrolleur Christoph Gerber auf Hof-Visite

Schweizer Landwirtschaftsbetriebe erhalten nicht einmalig das Knospe-Siegel und gelten damit fortan für immer als Bio. Sie werden weiter regelmässig kontrolliert – und das ist gut. Für die Naturaplan-Kunden, aber letztlich auch für die Landwirte.

bio.inspecta-Kontrolleur Christoph Gerber

Für die Kontrollaufgaben bei bio.inspecta sind mehrheitlich praktizierende Bio-Bauern im Einsatz. Insgesamt gibt es rund 80 landwirtschaftliche Inspektoren. Einer davon ist Christoph Gerber, selbst auch Bio-Bauer und als Regionalleiter Espace Mittelland/Zentralschweiz Vorgesetzter von 16 bis 18 Kontrolleuren, welche rund 1 500 Betriebe überprüfen. Seine Fachkompetenz wird gebraucht, denn die Bio Suisse Richtlinien sind 287 Seiten lang, und die Checkliste umfasst 2 500 Punkte. Damit nicht genug – zusätzlich müssen noch die eidgenössischen Vorschriften beachtet werden.

Es gibt keinen Spielraum, um zu feilschen.

Christoph Gerber

Heute kontrolliert Gerber einen Hof im Kanton Luzern. Als er sein Auto auf dem Vorfeld abstellt, wird der 55-jährige Berner nicht nur von der strahlenden Sonne, sondern auch gleich vom herbeieilenden Bauern und dessen Frau freundlich begrüsst. Trotz aller Nettigkeiten betont Gerber seine Unabhängigkeit: «Es gibt keinen Spielraum, um zu feilschen, und keine möglichen Kompromisse.» Der Besuch wird jeweils ein paar Tage zuvor angekündigt. So wird sichergestellt, dass der Bauer auch zu Hause ist. Die Gefahr, dass der zu prüfende Betrieb dabei allfällige Missstände verschleiern kann, ist äussert gering. Erstens gibt es neben den Hauptkontrollen auch unangemeldete Zusatzkontrollen, und zweitens kann man mit einer Probeentnahme zum Beispiel Pestizidrückstände in Pflanzen problemlos nachweisen.

bio.inspecta-Kontrolleur Christoph Gerber

Bei der Inspektion findet zuerst ein Gespräch statt, bei dem man gemeinsam den Parzellenplan anschaut. Gerber konkretisiert, auf welchem Bereich der Fokus seiner Kontrolle liegt. Dann geht er mit dem Bauern jeden Betriebszweig durch und setzt ein Kreuz nach dem anderen auf seiner Checkliste. Im Stall fragt Gerber nach Details zu Herkunft und Zusammensetzung des Futters, überprüft den Allgemeinzustand sowie die Masse des Stalls und beurteilt den Gesundheits- und Pflegezustand der Tiere. 

Die Prüfungssituation als Routine

bio.inspecta-Kontrolleur Christoph Gerber

Die gründliche Inspektion nimmt der Bauer gelassen hin, schliesslich weiss er als Bio-Produzent, dass die Bio Suisse Richtlinien bei jedem Betrieb mindestens einmal jährlich eine unabhängige Kontrolle vorsehen. Nach der Betriebsbesichtigung folgt die Erstellung des Inspektionsberichts, bei dem Gerber als Schlussbemerkung festhalten darf: «Es ist sauber und gepflegt, und das gilt für den ganzen Betrieb. Insgesamt ein sehr gut geführter, intensiver, visionärer Bio-Betrieb.» Der Bio-Bauer ist nach der hervorragenden Beurteilung sichtlich stolz und darf seine Produkte weiterhin mit dem Knospe-Label vertreiben.

Sanktionen bleiben die seltene Ausnahme

bio.inspecta-Kontrolleur Christoph Gerber

Von den über 6 700 Bio-Betrieben in der Schweiz müssen nur wenige mit Sanktionen belegt werden. Gerber erklärt: «Diese Sanktionspunkte können Auswirkungen auf die Direktzahlungen haben und können im Extremfall so weit gehen, dass einem Betrieb die Bio Suisse Zulassung aberkannt wird.» Dies kommt aber jährlich in der Schweiz nur bei einem bis fünf Betrieben vor. Dank Kontrolleuren wie Christoph Gerber wird also garantiert, dass nur Bio draufsteht, wo tatsächlich Bio drin ist – übrigens nicht nur in der Schweiz, sondern auch im Ausland.