Reynald Parmelin – Schweizer Bio-Winzer mit langer Familientradition

Waadtländer Wein ist von der Sonne verwöhnt, trotzdem interessieren sich leider auch Schädlinge für die Reben, vor denen die Pflanzen geschützt werden müssen. Dank sorgfältiger Pflege und moderner Erkenntnisse aus der Bio-Forschung gelingt es Parmelin heute, hervorragende Weine zu produzieren.

Bio-Winzer Reynald Parmelin

Vom Südhang zwischen den Reben kann man auf das Glitzern des Genfersees hinunterschauen. Die traumhafte Lage seines Weinguts bei Begnins scheint der Winzer Reynald Parmelin kaum zu beachten. Er hat keine Zeit, die Sonne zu geniessen, denn es gibt viel zu tun: Das Gras zwischen den Rebstöcken ist in den letzten Wochen sehr hoch gewachsen. Im biologischen Weinbau sind die Weinberge ganzjährig begrünt, denn das schützt den Boden und bietet auch vielen nützlichen Insekten Lebensraum. Wenn das Gras aber fast die Trauben erreicht, ist es höchste Zeit, es niederzudrücken. Timing ist im Bio-Weinbau sehr entscheidend. Auf einigen Parzellen des Weinbergs verzichtet man sogar auf den Weinanbau und lässt wilde Wiesen wachsen. Im biologischen Weinbau gibt es keinen Einsatz von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln. Da es ganz ohne Schutz der Reben jedoch keine Weinernte geben kann, muss auf andere Massnahmen zurückgegriffen werden. Neben der manuellen Pflege des Weinbergs werden Nutzpflanzen, Lehmextrakte und in sehr geringen Mengen auch Kupfer eingesetzt.

Mein Vater arbeitete noch ohne jeglichen Schutz mit den chemischen Pflanzenschutzmitteln. Das verursachte bei ihm schwere Magenbeschwerden. Mir war klar: So geht das nicht weiter.

Reynald Parmelin

Parmelin ist Winzer in der achten Generation und spricht nicht ohne Stolz von der Familientradition. Die Erfahrung seiner Familie ist es auch, die ihn zur Entscheidung bewog, das Weingut auf biologische Landwirtschaft umzustellen. Als sein Vater den Betrieb vor 1990 leitete, war der Umgang mit chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln noch viel unbedachter als heute. Die gesundheitlichen Schäden durch diesen Gifteinsatz zeigten sich bei Parmelin senior durch schwere Magenbeschwerden. Grund genug für den Sohn, umzudenken. Er setzte sich schon früh mit dem Bio-Weinbau auseinander und entwickelte während seiner langjährigen Lehrtätigkeit an der Ingenieurschule Changins ein Lehrmodul für den Bio-Weinbau. 

Bio-Winzer Reynald Parmelin

Bio-Weinbauer seit der ersten Stunde

Bio-Winzer Reynald Parmelin

Im Jahr 1994 richtete er die Domaine La Capitaine als ersten Betrieb im Kanton Waadt nach den Prinzipien von Bio Suisse aus. Damals eine mutige Entscheidung, die in der Region zunächst auf viel Unverständnis stiess. Ein Lächeln umspielt Parmelins Mund, wenn er heute sagt, dass er die Entscheidung auch aus Idealismus getroffen habe. Denn sein Verantwortungsbewusstsein gegenüber seinen Kindern war ein weiterer wichtiger Grund, der ihn dazu bewog, auf Bio umzustellen. Reynald Parmelin hat sich gegen die Chemie entschieden, und bei all der Arbeit, die das Weingut macht, sieht er gesund und frisch aus.

In der Schatzkammer des Winzers

Bio-Winzer Reynald Parmelin

Dabei findet ein grosser Teil seiner Arbeit im Weinkeller statt. 150 000 Flaschen mit dem Label Domaine La Capitaine werden jährlich produziert. Dabei handelt es sich zur Hälfte um Weisswein, zur Hälfte um Rotwein. Bei der Herstellung von Knospe-Weinen gibt es auch für den Ausbau des Weins im Weinkeller strenge Richtlinien. So wird zum Beispiel der Einsatz von Sulfiten stark einschränkt, da diese Kopfschmerzen und Allergien verursachen können. Parmelin achtet auch sonst auf einen möglichst umweltfreundlichen Betrieb, etwa bei der Wahl der Reinigungsmittel oder beim Papier und bei den Farben für die Etiketten. Und auf dem Dach sorgen Solarpanels für Ökostrom. Diese Sorgfalt und die Hingabe lohnen sich: Schon mehrfach wurden Parmelins Weine beim Grand Prix du Vin Suisse prämiert.

Anteil Bio-Wein

Die Nachfrage nach biologischem Wein wächst jedes Jahr – und das seit 30 Jahren. Mit rund 3 Prozent der gesamten Weinbaufläche ist der Bio-Anteil beim Schweizer Wein jedoch noch verhältnismässig gering. Inzwischen setzen jedoch vermehrt auch Spitzenweingüter auf Bio und stellen ihre Betriebe um. Durch die stetige Qualitätssteigerung werden Bio-Weine immer häufiger national und international prämiert.