Macht es einen Unterschied, wenn wir Bio essen?

Es wird viel davon gesprochen, dass Bio-Produkte besser schmecken. Was aber sind die Konsequenzen der Landwirtschaft für die Natur? Wie kann man acht Milliarden Menschen ernähren und dabei die globalen Ressourcen schonen? Fabian hat auf diese Fragen ein paar aufschlussreiche Antworten gefunden.

Eine halbe Stunde südlich von Basel gibt es etwas ganz Besonderes: Den DOK-Langzeitversuch, der seit 1978 die konventionelle Landwirtschaft mit dem Bio-Anbau vergleicht.

Das Forschungsinstitut für biologischen Landbau, FiBL, das diese Langzeitstudie durchführt, wurde in den frühen 1970er Jahren von Schweizer Bio-Pionieren gegründet. Das FiBL erforscht den Bio-Landbau wissenschaftlich und entwickelt nachhaltige Methoden für die Zukunft. Bis heute ist es ein weltweit einzigartiges Institut, an dem Agrarexperten aus aller Welt forschen. 

So auch der Mikrobiologe Andreas Fliessbach, welcher seit 1995 am DOK-Versuch mitarbeitet. Er zeigt Fabian die Felder, auf denen zur Zeit Weizen und Kartoffeln wachsen. Der Unterschied zwischen den konventionell angebauten und den biologischen Flächen ist auf den ersten Blick kaum auszumachen. Die Fakten, die in der Langzeitstudie ermittelt wurden, sind aber um so eindeutiger.

Klares Raster: Auf den 96 gleichgrossen Parzellen des DOK-Versuchs wird seit über 40 Jahren biologischer und konventioneller Anbau systematisch verglichen.

Bio-Landbau verbraucht weniger Energie

Ein wesentlicher Unterschied zwischen Bio und konventionell ist der Einsatz von Dünger und Pflanzenschutzmitteln. Auf den konventionellen Landwirtschaftsflächen kommen viele industriell produzierte Hilfsmittel zum Einsatz, die das Wachstum fördern. In der Regel handelt es sich um Stickstoffdünger, Phosphatdünger und Kalidünger – insgesamt rund 700 kg Dünger pro Hektar. Dazu werden künstliche Insektizide gegen Schädlinge, Herbizide gegen Unkräuter und Fungizide gegen Pilze eingesetzt. Für die Herstellung dieser chemisch-synthetischen Produkte werden grosse Mengen fossiler Energie aufgewendet.

Auch im Bio-Landbau muss gedüngt werden, um dem Boden Nährstoffe zurückzugeben. Aber hier kommen statt Produkte aus der Agrochemie natürliche Mittel zum Einsatz. Basis für die organische Düngung in der Bio-Landwirtschaft sind Mist, Gülle und Kompost. In vielen Bio-Betrieben stammen diese vom eigenen Vieh und von Pflanzenabfällen. Diese als Dünger einzusetzen, ermöglicht einen geschlossenen Nährstoffkreislauf. Der natürliche Dünger, der aufs Feld ausgebracht wird, enthält alle Nährstoffe, die der Boden benötigt.

Da beim Bio-Anbau für Dünge- und Pflanzenschutzmittel kaum fossile Ressourcen verbraucht werden, liegt der Energieaufwand 30 Prozent geringer als im konventionellen Anbausystem.

Feldforschung: Der Mikrobiologe Andreas Fliessbach erklärt Fabian den DOK-Langzeitversuch.

Bio-Landbau ist besser für das Klima

Wenn von Klimagasemissionen gesprochen wird, denkt man an schädliche Abgase durch Industrie und Verkehr. Wenigen ist bewusst, dass auch die Landwirtschaft eine grosse Rolle bei der globalen Erwärmung spielt. Und doch ist es so – der grösste Gefahrenträger dabei ist Lachgas (N2O) – rund 300-mal schädlicher als CO2. Einmal freigesetzt, verbleibt es durchschnittlich 114 Jahre in unserer Atmosphäre.

Lachgas entweicht allen Landwirtschaftsflächen, vor allem den intensiv genutzten Böden, auf denen stickstoffhaltige Düngemittel ausgebracht werden. In der Schweiz sind ca. 80 Prozent der Lachgasemissionen auf die Landwirtschaft zurückzuführen. 

FiBL-Forschungen haben über einen langen Zeitraum wissenschaftliche Belege dafür gefunden, dass die konventionelle Landwirtschaft rund doppelt so viele Lachgasemissionen verursacht, wie die Bio-Landwirtschaft. Durch den erhöhten Humusgehalt binden Bio-Äcker zudem wesentlich mehr CO2 im Boden als konventionelle Landflächen. Dieser Faktor von «negativen Emissionen» durch den Bio-Landbau bietet für die Zukunft eine Möglichkeit zum Ausgleich von schädlichen Klimagasen.

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Neben Kartoffeln wachsen auf den Parzellen in Fruchtfolge abwechselnd Soja, Mais und Weizen.

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Auf den konventionellen Parzellen werden die Pflanzen mit Mineraldünger versorgt.

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Natürlicher und weit energiesparender: organische Bio-Düngung mit Mist.

Der Bio-Landbau schont unsere Böden

In einem gesunden Erdreich werden Pflanzenteile durch Bakterien, Pilze und Würmer zersetzt – so entsteht organisches Material: Humus. Ein wichtiges Kriterium für die Bewertung der Bodenqualität ist der Humusanteil. Das Problem bei der Landwirtschaft: Durch die Bewirtschaftung wird der Humus im Boden abgebaut und verbraucht.

Primäres Ziel der konventionellen Landwirtschaft ist der maximale Ernteertrag. Diese Bewirtschaftung entzieht dem Boden viele Nährstoffe und steht im Kontrast zur Erhaltung der natürlichen Bodenfruchtbarkeit. Dies wird durch den Einsatz von Düngemitteln aus der Fabrik kompensiert.

In der biologischen Landwirtschaft wird hingegen organisch gedüngt: vor allem mit Mist, Gülle und Kompost. Weiter helfen Ernterückstände und in Bio-Dünger enthaltener Stroh, dass in der Erde neuer Humus entstehen kann. Ebenfalls wichtig im Bio-Landbau ist die Einhaltung der vorgeschriebenen Fruchtfolge.

Durch eine wechselnde Bepflanzung bleibt die Bodensubstanz – im Vergleich zu einer Monokultur – langfristig im natürlichen Gleichgewicht. Regenwürmer und andere Organismen lockern den Untergrund auf und helfen bei der Bewässerung der tieferen Schichten – auch das ist wichtig für die Entstehung von neuem Humus. Auf diese Weise bleibt der Boden in der Bio-Landwirtschaft lebendig.

Die Untersuchungen des FiBL haben ergeben, dass die Bio-Landwirtschaft hinsichtlich Bodenqualität 20 bis 50 Prozent besser abschneidet. Der Grund ist der höhere Humusgehalt und die grössere Zahl an Bodenorganismen, dank denen er sich selbständig regenerieren kann.

In der biologischen Landwirtschaft wird hingegen organisch gedüngt: vor allem mit Mist, Gülle und Kompost.

Andreas Fliessbach, Mikrobiologe
Die Gasproben der Versuchsfelder in Therwil werden im FiBL-Labor untersucht.

Der nachhaltige Effekt des Bio-Landbaus lässt sich in Zahlen beweisen

Das FiBL hat im DOK-Langzeitversuch viele Unterschiede der Bewirtschaftungssysteme «Bio» und «konventionell» detailliert untersucht. Es lässt sich klar nachweisen, dass die biologische Landwirtschaft nachhaltiger mit unseren Ressourcen umgeht und einen wertvollen Beitrag zum Klimaschutz leistet. Die wichtigsten Erkenntnisse im Vergleich:

  • Energieeffizienz: Beim Bio-Landbau wird auf Chemikalien verzichtet, wodurch 30 Prozent weniger Energie benötigt wird.
  • Klimaschutz: Die Bio-Landwirtschaft verursacht nur halb so viele Emissionen des gefährlichen Lachgases.
  • Bodenqualität: Hier schneidet der Bio-Landbau um 20 bis 50 Prozent besser ab. Das zeigt sich an grösserer Artenvielfalt bei Bodenlebewesen und höherem Humusanteil in biologisch bewirtschafteten Böden.

Grill-Fries mit Aprikosen-Ketchup

Der Ausflug hat Fabian zu einem légeren Grill in der Pergola inspiriert. Sein Rezept überrascht mit einer lässigen Kombination aus Rosmarin, Honig und Curry.

Was ist der DOK-Versuch?

In der Gemeinde Therwil (BL) gibt es seit 1978 einen einzigartigen Langzeitversuch: Eine Landwirtschaftsfläche wurde in 96 Parzellen à 100m² aufgeteilt. Ein Teil von ihnen wird biologisch bewirtschaftet, ein Teil konventionell. Der DOK-Versuch ist eines der ersten Projekte des von Coop seit über 20 Jahren unterstützten Forschungsinstituts FiBL. Ursprünglich sollte festgestellt werden, ob Bio überhaupt funktioniert. Diese Frage konnte längst deutlich mit «Ja» beantwortet werden. Mittlerweile geht es in den Untersuchungen hauptsächlich darum, herauszufinden, wie nachhaltig die verschiedenen Anbausysteme sind.

Der DOK-Versuch ist die wichtigste Ackerbauforschungsplattform der Schweiz. Er gehört zur nationalen Forschungsinfrastruktur, zusammen mit Grossforschungen wie dem CERN oder Einrichtungen am Paul Scherrer Institut. Über den DOK-Versuch wurde eine Vielzahl wichtiger wissenschaftlicher Publikationen zur zukunftstragenden Nahrungsmittelherstellung veröffentlicht.